Philosophie des Malens

Bedingt durch eine Kindheit in den Nachkriegsjahren des Zweiten Weltkrieges, in der es wenig Spielzeug und Bücher gab, waren es Buntstifte, die es mir als Vorschulkind ermöglichten, mich malerisch auszudrücken und zu entfalten.
Es war eine riesige Freude für mich, als meine Mutter mir die " Kinder- und Heimatmärchen“ der Brüder Grimm im Jahr 1954 schenkte. Ich genoss das geduldige Vorlesen meiner Mutter und Oma, aber vor allen Dingen faszinierte mich das liebevoll Gezeichnete der Malerin und Grafikerin Prof. Lea Grundig in den dreibändigen Büchern. Nach und nach begann ich ihre Zeichnungen abzumalen und bastelte Würfel mit den nachgezeichneten Motiven. Die Bücher von damals halte ich heute noch in Ehren.

Auch die "Geschichten aus der Murkelei" von Hans Fallada mit den Zeichnungen von Conrad Neubauer inspirierten mich zu weiteren Malereien. Meine Begeisterung am Malen und Zeichnen wuchs stetig weiter. Einmal fand ich bei meinem Großvater auf dem Dachboden Mappen mit Technischen Zeichnungen und Malskizzen seiner Söhne. Einer von Ihnen, mein Onkel, war als Architekt tätig und ich übte anhand seiner Zeichnungen weitere Maltechniken.
Schulzeit, Lehrzeit, Fahrenszeit, immer blieb das Malen ein begleitendes Hobby für mich.
Durch einen Zufall begegnete ich auf einer Mittelmeerschiffsreise im Jahr 1977 Prof. Lea Grundig. Ich hatte das Vergnügen, mich mit Ihr über Malerei zu unterhalten und ihr auch einige meiner Zeichnungen zu zeigen. Besonders meine Bettlerstudien in Algier beeindruckten Lea Grundig. "Man malt nicht für sein Kämmerlein", sagte sie. Dieser Satz begleitete mich seither und bewegte mich zu meinen ersten Ausstellungen. Aus der Begegnung mit der Künstlerin heraus entstanden mehrere Karikaturen, von denen sich leider keine mehr in meinem Besitz befinden. Vor einigen Jahren hörte ich, dass jemand angefangen hatte sie zu sammeln und seine Kellerbar damit dekorierte.
Die Motive meiner Werke sind vor allem geprägt durch meine jahrelangen Seereisen in alle Teile der Welt: eindrucksvolle Landgänge, beispiellose Armut und Elend in vielen Häfen, Kriegsschauplätze, starke Charaktere, Vergnügungssucht und immer wieder die sich anders gestaltenden gewaltigen schönen Ozeane und Meere waren meine Antriebskraft, das Gesehene und Erlebte anschaulich ‚festzuhalten‘.
Anhand von Besuchen diverser Galerien und Ausstellungen im In- und Ausland, durch das Studium von Kunstdrucken und Sammeln von Malerbüchern konnte ich meine Maltechniken erweitern. Nicht die Suche nach nur einer Ausdrucksmöglichkeit soll mein Ziel sein. Je nach Stimmung, nach Erlebtem, nach dem Drang, sich "Auszutoben", entstehen auch spontane Bilder, die wie ‚hingeschmissen‘ wirken oder wilden Fantasien ähneln.
Kreuztechnik, Wellentechnik, Spachteltechnik, Spritztechnik und mehr dieser groben Malweisen entsprechen meinem Charakter und meiner Spontanität. Auch Zeichnungen mit Kohle, Bleistift, Tusche oder der Feder gehören zu meinem Repertoire. Die stetige Suche nach neuen Maltechniken und individuellen Ausdrucksmöglichkeiten ist mir nach wie vor ein Anliegen.
Mit der Wellentechnik habe ich einen eigenen Duktus gefunden, der mit viel Mut in zahlreichen meiner Werke Anwendung gefunden hat. Durch wellenartig aufgetragene Ölfarbe in meinen Bildern werden Energieströme auf den Betrachter übertragen.
Den Betrachtern und Kritikern meiner Werke fällt natürlich sofort ins Auge, wer meine großen Vorbilder in der Malerei sind: Auguste Renoir, Claude Monet, Oskar Kokoschka, Marc Chagall, Wassily Kandinsky und viele, die für die Stil-Epochen des Expressionismus, Impressionismus und Klassische Moderne stehen, lassen mein Herz für die Malerei höher schlagen. Ich habe niemals versucht, einen Maler zu kopieren. Vielmehr lasse ich mich inspirieren: bei dem ‚Strich‘ von Vincent van Gogh rast mein Puls. In all meinen Bildern habe ich eigene Motive verarbeitet und ihnen liegen meine Stimmungen zu Grunde.
Es mag sein, dass einige meiner Werke auf den Betrachter ‚unvollkommen‘ oder ‚nicht fertig‘ erscheinen. Doch ich liebe diese ‚Berge‘ von Farbe auf der Leinwand und auf der Palette. So hoffe ich, dass meine Werke viele Menschen ansprechen und inspirieren mögen. Auch nur EINEN Menschen glücklich zu machen ist schon schwer genug! Um meine Malerei in dem Rahmen auszuleben zu können wie ich es seit nunmehr 40 Jahren tue, habe ich einige Unterstützung erfahren, für die ich mich an dieser Stelle bedanken möchte. Zunächst gilt der Dank meiner Familie. Durch meine Malerei habe ich ihnen viele Stunden Gemeinsamkeit abgeknöpft und sie mussten allzu oft meine angespannten Malprozesse über sich ergehen lassen.
Ich bin meinen Söhnen Ronald und Martin besonders für ihre Kritiken dankbar und meiner Frau Gisela für ihre Unterstützung bei dem Kunsthandwerkermarkt im Ostseebad Dierhagen, an dem wir seit drei Jahren teilnehmen. Meinen Dank möchte ich auch meinem Sohn Martin für die Planung und Organisation, Anika Radder für das sorgfältige Lektorat der Texte, Marina Loop für die Gestaltung und Konrad Jacobi für die Umsetzung der Website aussprechen. Ohne sie wäre der Internetauftritt nicht möglich gewesen – dafür herzlichen Dank.


Ribnitz-Damgarten, im Frühjahr 2012

Peter Hecht


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